Montag, 27. Januar 2014

"Verhaltensregeln" in einer Orthodoxen Kirche

DAS GEBET IN DER KIRCHE.

Beeilen Sie sich nicht, wenn Sie zum Gebet in eine Kirche gekommen sind! Es möge ruhig einige Zeit verstreichen;danach wird Ruhe in die Seele einkehren, und Sie werden konzentrierter Ihre Anliegen ausdrücken können, derentwegen Sie gekommen sind. Vielleicht ist es besser, zuerst Kerzen vor den Ikonen der Heiligen aufzustellen, vor denen Sie beten oder die Sie verehren wollen. Dann werden Sie die nötige geistliche Einstellung fühlen, in der es leicht und wohltuend ist zu beten. Bemühen Sie sich, dass Sie niemanden stören und dass Sie niemand stört. Man sollte nie auf einen Platz vor einer bestimmten Ikone bestehen, es ist besser ihn abzutreten.
Der orthodoxe Gottesdienst schließt unser ganzes Leben ein: das weltliche, das spirituelle Leben, unsere Freude und unsere Trauer.
Im Gottesdienst gibt es sowohl für das persönliche als auch für das gemeinsame Gebet Platz. Wenn es Ihre Zeit erlaubt, gehen Sie nie vor dem Ende des Gottesdienstes weg! Die Stunden, die Sie in der Kirche verbringen, werden Ihnen hundertfach zurückgegeben, als Nutzen für Seele und Leib. Sogar wenn Sie die Sprache des Gottesdienstes nicht verstehen, aber eine tiefe innere Notwendigkeit empfinden, zusammen mit allen Betenden und dem Priester dem Gottesdienst zu folgen, bleiben Sie in der Kirche und tauchen Sie in die dort herrschende Gebetsstimmung ein! Auch wenn Sie stumm in der Kirche stehen, nehmen Sie innerlich am gemeinsamen Gebet teil.

DIE ANREDE DER GEISTLICHKEIT.

Wenn Sie mit einem Priester sprechen möchten, können Sie die Mitarbeiter in der Kirche fragen, ob er anwesend ist und wo Sie ihn antreffen können. Wenn sich der Priester im Altarraum befindet, können Sie einen Kleriker bitten, ihn zu rufen. Wenn der Priester nicht hinauskommen kann, sollen Sie nicht enttäuscht sein und sich darüber ärgern; wenn sich ein Priester auf einen Gottesdienst vorbereitet, darf er sich dabei nicht stören lassen.
Wenn Sie zu einem Priester treten, verbeugen Sie sich vor ihm und bitten ihn um seinen Segen. Dafür legen Sie eine Handfläche in die andere (die rechte in die linke) und neigen Ihren Kopf. Der Priester wird Sie mit dem Kreuzzeichen segnen. Beim priesterlichen Segen hält er die Finger so, dass sie die griechischen Buchstaben IC XC bilden, was Jesus Christus bedeutet.
Wenn Sie den Segen erhalten haben, küssen Sie die Hand des Priesters, die Sie segnet, wie die unsichtbare Hand Christi selbst. Meinen Sie niemals, der Priester habe keine Zeit, um mit Ihnen zu sprechen, und Sie würden ihn mit Ihren Fragen nur belästigen! Der Priester in der Kirche ist Ihr Hirte, er muss auf alle Ihre geistlichen Nöte eingehen und Ihnen helfen. Deshalb verschweigen Sie für Sie wichtige Fragen, die Sie ohne Priester nicht lösen können, nicht aus falscher Bescheidenheit. Wenn es aber eine Frage ist, auf die jeder Laie antworten könnte, sollten Sie keinen Priester fragen. Manche Fragen können auch einem Diakon, Altardiener oder Lektor gestellt werden. Aber Fragen der Beichte, der Buße und sehr persönliche Fragen sind nur dem Hirten, dem Priester, zu stellen.

WÄHREND DES GOTTESDIENSTES.

Jeder Gläubige sollte den Gottesdienst kennen und ihn verstehen. Der beste Weg dazu ist der regelmäßige Besuch der Kirche.
Wenn sich die Königstür öffnet und der Priester ausruft: “Gebenedeit sei unser Gott” oder “Gebenedeit sei das Reich”, bekreuzigen wir uns und machen eine Verneigung. Wir bekreuzigen uns auch mit einer darauf folgenden kleinen Verneigung nach jeder Bitte einer Ektenie, wenn der Chor “Herr, erbarme Dich” oder “Gewähre, 0 Herr” antwortet, wenn der Priester oder der Lektor den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist nennt, aber auch bei anderen Lobpreisungen Gottes wie beim Singen oder Lesen von “Kommt, lasst uns anbeten …”, “Heiliger Gott…”, “Alleluja…”, beim Nennen der heiligen Gottesmutter, in der Bitte, die mit den Worten beginnt “Rette, 0 Gott…” und beim Singen des Magnifikat in der Matutin nach jedem Refrain, der mit den Worten “…Dich preisen wir” endet.
Bei der Liturgie bekreuzigen wir uns mit einer Verneigung außerdem am Ende des Glaubensbekenntnisses und beim Nennen der Personen der Heiligen Dreifaltigkeit, bei den Ausrufen “Lasset uns schön dastehen…”, “Das Siegeslied singend… “, “Nehmet, esset… “, “Trinket alle daraus…”, “Das Deine von dem Deinen… “und beim Singen des “Vater unser”.
In einigen Fällen neigen wir nur unseren Kopf, ohne das Kreuzzeichen zu  machen, so bei den Ausrufen des Priesters “Friede allen “, “Die Gnade unseres Herrn… “, “Und es seien die Erbarmungen unseres großen Gottes… mit euch allen “.
Wenn der Priester mit diesen Worten alle Gläubigen in der Kirche segnet, legt man die Hände nicht zusammen, wie man es bei einem persönlichen Segen tut. Wenn der Priester oder Diakon zur Beräucherung aus dem Altarraum kommt, neigt man das Haupt, wenn man beräuchert wird. Wenn der Priester mit einem Kreuz segnet, macht man ein Kreuzzeichen und verneigt sich.
Es ist schwierig, sich all diese Regeln sogleich zu merken, aber wenn man die Kirche oft besucht, und sich bemüht, den Gottesdienst zu verstehen, t merkt man sie sich wie von selbst. Vorerst kann man sich aber bekreuzigen und eine kleine Verneigung machen, wenn es der Priester oder Diakon tut.
Soll man während des Gottesdienstes mit dem Chor mitsingen? Wenn die ganze Gemeinde singt, ist es wünschenswert mitzusingen, man sollte sich aber bemühen, erstens nicht lauter als die anderen zu singen, und zweitens im gleichen Ton. Wenn in der Kirche aber nur der Chor singt, sollte man nicht mitsingen, man könnte sonst den Chor oder den Zelebranten stören. Bei der Nachtwache wird mit heiligem Öl gesalbt; dabei wird den Gläubigen ein besonderer Segen durch die Salbung mit heiligem Öl gegeben. ( Nach der Lesung des Evangeliums bringt ein Altardiener ein kleines Gefäß mit dem heiligen Öl und einem Pinsel. Der Priester salbt zuerst sich selbst und danach die Gläubigen, indem er ein Kreuz auf die Stirn zeichnet. Wenn Ihre Stirn mit Haaren oder einem Kopftuch bedeckt ist, so schieben Sie sie weg, damit Sie der Priester salben kann. Zur Salbung geht man nach dem Küssen des Evangeliars oder der Festtagsikone. Während der Salbung sollte ! man dem Priester keine Fragen stellen, weil der Gottesdienst noch nicht C beendet ist.Leider beachten das viele Gläubige nach der Salbung nicht und beginnen sich mit ihren Bekannten zu unterhalten. In dieser Zeit wird jedoch der Festtagskanon gelesen. Dieser Moment ist einer der wichtigsten und inhaltsreichsten in der Nachtwache. Hören Sie aufmerksam zu und Sie werden nicht nur den Sinn des Festes, sondern auch den christlichen Glauben besser verstehen!
Kann man während des Gottesdienstes in einern Gebetbuch mitlesen? Ja. Mit Hilfe des Gebetbuches können Sie den Gottesdienst leichter verstehen und bewusster mitbeten.
Welche Gebetbücher sind gemeint? Erstens ist dies das Buch “Nachtwache und Liturgie”, zweitens das Gebetbuch, das auch eine kurze Erklärung des Gottesdienstes beinhaltet und drittens das Liturgikon, das für die Geistlichen bestimmt ist. Wie soll man diese Bücher verwenden? Um die liturgische Ordnung nicht zu missachten, betet man nur jene Worte und Gebete still mit, die vorn Chor gesungen werden, der in diesen Büchern mit dem Wort “lik” bezeichnet wird. Wenn es sich um Gebete handelt, die der Priester laut oder leise spricht, kann man sie mitlesen, um zu verstehen, wofür der Priester betet, man darfsie aber nicht im eigenen Namen beten, da dieses Recht nur der Priester hat.
Es gibt besondere Gebete und heilige Handlungen beim Gottesdienst, bei denen man einen Kniefall machen soll: bei der Göttlichen Liturgie bei folgenden Ausrufen: “Lasset uns danken dem Herrn”; “Vornehmlich für unsere allheilige…”; “Das Heilige den Heiligen”; bei der Liturgie der Vorgeweihten Gaben in der Großen Fastenzeit macht man einen Kniefall, wenn das Gebet des heiligen Ephräm des Syrers gelesen wird (dreimal so, wie es der Priester auf dem Ambon oder im Altarraum tut); während des Gesanges “Nun dienen die himmlischen Mächte unsichtbar. .. “; während des Gesanges “Es steige mein Gebet auf…”; wenn der Priester ausruft: “Das Licht Christi erleuchtet alle”.
Man sollte die Kirche erst verlassen, wenn der Priester den Entlassungssegen gesprochen hat den Segen am Ende des Gottesdienstes.
Vordem Verlassen der Kirche kann man die heiligen Ikonen küssen. Wenn Sie zur Türe der Kirche kommen, drehen Sie sich nochmals zum Altar und machen drei Kreuzzeichen mit Verneigungen. Wenn Sie die Kirche verlassen haben, bekreuzigen Sie sich nochmals und verneigen sich vor dem Haus Gottes.
Wenn Gläubige in die Kirche kommen, um an sakramentalen Feiern teilzunehmen,sollten sie einige allgemein übliche Regeln beachten. Beim Sakrament der Taufe kann jeder, der es will, anwesend sein. Wenn aber der Raum, der für die Taufe vorgesehen ist, zu klein ist, sind nur die Taufpaten zugegen. Alle Anwesenden müssen mit dem Priester beten, so wie bei anderen Gottesdiensten.
Während einer Aussegnung (in Österreich auch: Einsegnung -Anmerkung der Übersetzer) stehen die Verwandten, die Bekannten und alle, die gekommen sind, um sich vom Toten zu verabschieden, an beiden Seiten des Sarges und hinter ihm, und lassen den Platz zwischen dem Sarg und dem Altarraum frei. Alle halten bei der Aussegnung Kerzen in den Händen.
Wenn Sie sich vom Toten verabschieden, bekreuzigen Sie sich, sprechen leise die Worte “Verzeih mir und bete für mich zum Herrn” und küssen das Stirnband, das auf dem Haupt des Toten liegt.
Die Kerzen kann man auf den Friedhof mitnehmen und während des Begräbnisses anzünden. Man kann sie auf dem Grab zurücklassen.
Wo immer Sie auch sein mögen, immer ist es angebracht, einem Geistlichen mit dem nötigen Respekt zu begegnen! Dafür genügt es, sich vor ihm zu verneigen, womit Sie Ihre Ehrerbietung vor seinem Rang und vor seinem Urbild, d. h. Christus, bezeugen. Es ist nicht unbedingt notwendig, einen Priester auf der Straße um den Segen zu bitten. Wenn Sie es aber möchten, können Sie es tun.

DAS ÄUSSERE.

Für einen frommen Christen hat das Äußere eine große Bedeutung, weil es sehr eng mit seinem inneren Zustand verbunden ist. Die Frömmigkeit selbst beginnt im Inneren, in der Seele.
Das Streben nach Reinheit des Herzens führt auch zur äußeren Reinheit. Demut und Bescheidenheit werden durch bescheidene Kleidung und demütiges Benehmen sichtbar. Die Stille der Seele leitet uns zu leisem Sprechen, zu zurückhaltender Gestik und Mimik und zu rücksichtsvollem Reden an. Der kirchliche Mensch ist in allem -innerlich und äußerlich -bestrebt, Maß und Ordnung zu halten. Das Benehmen und das Äußere eines Christen hat nichts Zufälliges, Unnötiges und Überflüssiges an sich.
Erfahrene Gottesdienstbesucher zeichnen sich durch eine behutsame Haltung allen Dingen gegenüber aus -den Kerzen, den Namenszetteln und sogar dem Geld. Laute Gespräche und eine übertriebene Gestik sind in der Kirche unangebracht.
Das Bild des orthodoxen Christen hat sich im Laufe von Jahrhunderten geformt, und man kann ihn schon von weitem erkennen. Dieses Bild wurde Tradition, wenn nicht sogar eine ungeschriebene Regel.

DIE SAUBERKEIT.

Körperliche Sauberkeit ist für alle verpflichtend, besonders für diejenigen, welche die heilige Kommunion empfangen. Die Haare des Mannes müssen ordentlich gekämmt und gebunden sein (wenn sie lang sind), damit sie nicht die Heiligen Gaben berühren, die er empfangen wird; die Haare der Frauen müssen mit einem Tuch bedeckt sein.

DIE KLEIDUNG.

soll dem Geschlecht entsprechen. Frauen sollen ein Kleid mit langen Ärmeln tragen oder eine Bluse (auch mit langen Ärmeln)und einen Rock, der die Füße so weit bedeckt, dass sie nicht auffallen.
Hosen -als vornehmlich männliche Kleidung -sind für Frauen unangebracht.
Männer tragen Hosen (aber keine kurzen) und ein Hemd mit langen Armeln. Jeans sind zulässig, wenn sie nicht zerrissen oder schmutzig sind. Überhaupt soll die ganze Kleidung sauber sein. An Feiertagen kann sie auch festlich sein und den Farben der Priestergewänder und dem Schmuck der Kirche entsprechen.

SPENDEN.

Meistens ist es üblich, Geld zu spenden. Es ist aber auch möglich, alles zu spenden, was im kirchlichen Alltag verwendet wird, zum Beispiel einen Kelch, ein Evangeliar, Kerzen, Wein, Stoff oder Öl für die Öllichter. Es ist auch möglich, Lebensmittel für den Tisch der Geistlichen zu spenden.
Spenden können für die Kirche und für die Geistlichen gegeben werden. In letzerem Fall werden sie persönlich übergeben.
Jede Spende wird von Gott als ein von Herzen kommendes Opfer des Gläubigen angenommen. Spenden können auch als Entgelt für das Totengedenken von Verwandten gegeben werden.

www.deutsch-orthodox.de

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